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Voller
Respekt hatten
wir immer wieder vom Pico hinübergeschaut
auf die schroffen
Wände
des 1000
m über der Chã das Caldeiras stehenden
Grats (2692), der im Halbkreis den
Westen der Chã das
Caldeiras umschließt.
Aus Brava kommend standen wir an der Reeling
und haben die "Oredja" gemustert,
wie der Kranz des 9km grossen Hauptkraters
auf Kriol genannt wird. Der aus der Ferne gleichförmige
Kegel der Aussenseite ist keinesfalls glatt,
sondern von Felsen und Schluchten durchbrochen.
Nur
auf dem fio,
der mitunter wenig mehr als schulterbreiten Klinge,
gibt es ein Durchkommen.
Bergführer hatten vereinzelte
Alpinisten geführt und darüber berichtet.
Wasser
muss man mitschleppen, viel Wasser und ein Zelt
dazu,
denn
an einem Tag ist die gesamte Strecke nicht zu
schaffen. Was dies bedeutet und wie schön
die Route wirklich ist, wollten wir endlich in
Erfahrung bringen.
Im Dunkel der
Nacht bricht
ein gut gelauntes
Grüppchen Mitarbeiter des Naturparks und drei Bergführer auf.
Wir sind als Schreiberlinge mit Wander-Erfahrung
in Kap Verde eingeladen und gemeinsam wollen
wir einige Wege erkunden.
In Vorbereitung der Wanderkarte
Fogo / Brava lassen wir das GPS mitlaufen
und machen Notizen in der Hoffnung, unser Schärflein
beizusteuern zu einem atraktiven, nachhaltigen
bergtouristischen Angebot im Naturpark.
Ein paar Witze machen die Runde über unseren abstrusen Wunsch, ausgerechnet
die Bordeira als erste Route aufs Programm zu setzen.
Der schmale Pfad
(Weg Bordeira
Parte I),
endet am Monte
Gomes , einem der schönsten
Plätze für Fotographen und Fernblickhungrige.
Klare Entscheidung:
Ab hier beginnt nicht nur eine neue Wegnummer, sondern eine neue Qualität,
tabu für Schnupperalpinisten ohne entsprechende Kenntnisse,
Fertigkeiten und
Ausstattung und keinesfalls ohne ausgebildete Führer.
Der Wanderweg,
den wir vorhatten zu explorieren, zeichnet sich
dadurch aus, dass es keinen
erkennbaren Weg gibt,
so wie ihn ein in den Alpen verwöhnter Tourist
erwartet. Mühsam
dampfen wir steil bergauf über loses Geröll
. Danach wollen die ersten einfachen Partien
erklettert
sein.
Zur Aussenseite des Grats verwehren
brüchige, schrägliegende Brocken
einen sicheren Tritt.
Nicht selten lösen sich als vulkanische Bomben in weichere
Aschen eingebettete Steinbrocken beim Versuch, der Hand einen belastbaren Griff
zu bieten.
Zur Innenseite des Grats verabschiedet
sich der Begehungs-Steinschlag über Hunderte
von Metern lautlos in die Tiefe.
Wolken ziehen hoch über
dem Grat dahin, dann plötzlich hüllen
sie uns ein.
Das Pfeifen und Gerüttel eines scharfen Windes am Rucksack verstärkt
unser Bedürfnis
nach festerem Halt,
nach mehr Sicherheit, ... nach
einer
via ferrata!
Ohne die losen Brocken vom Grat zu räumen, ohne zu verhindern, dass
der letzte Tritt beim Klettern in einem Haufen zusammenbrechender Steine endet,
ohne klare Vorgabe einer sicheren Linie und ein lebensrettendes Seil im Falle
eines Sturzes, können wir diese Tour in keine Karte
aufnehmen.
Wie schade, denn das Panorama nach beiden Seiten, der
Pico in wechselnden Tönen zwischen Grau, Schwarz und Blau zur einen und
die Insel Brava unter ihrer Wolkenhaube zur anderen Seite, sie machen
die
Bordeira
zu
einem
der einprägsamsten Bergerlebnisse Kap Verdes, wenn nicht der Welt.
Der Entschluss, nicht
nur zu träumen, sondern ganz konkret Sicherungen
am Weg vorzuschlagen,
fällt in den ersten
Minuten. Fröhlich tanzen die anderen
voraus, während
wir versuchen, mit GPS, Kamera und Diktiergerät
ein möglichst präzises Bild der Strecke
aufzuzeichnen. Bergführer Alcindo probiert
Varianten, um einen sicheren Weg mit dem geringsten
Eingriff
in die Natur zu vereinbaren.
Mit der
verrückten Idee des ersten Klettersteigs
in Cabo Verde im Rucksack bauen wir
spät nachmittags in Fundo Serrinha
die Zelte auf.
Mitten in der
Nacht treibt die gute Laune Roberto
Maldonado, Paulinho, João
und Alcindo aus
dem Zelt.
Eine
Runde Capoeira zwischen den Büschen
mit dem hübschen Namen Mimisó (echium
vulcanorum) kann die im Kreis laufenden
Träume nicht stören:
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