von Dr. Pitt Reitmaier Tropenarzt
2009: Ausbruch von Dengue-Fieber auf den südlichen kapverdischen Inseln
Im September 2009 traten, erstmals in der Geschichte der Kapverden, auf den südlichen Inseln Santiago, Maio, Fogo und Brava Fälle eines haemorrhagischen Fiebers auf, als dessen Ursache am 22. Oktober 2009 das Dengue-virus Serotyp-3 nachgewiesen wurde (Institut Pasteur - Dakar - Senegal).
Dengue wird durch Stechmücken der Art Stechmücken Stegomyia (früher aedes genannt) übertragen, die auch Chikungunya, Gelbfieber, West-Nile-Fever und das Zika-Virus übertragen. Diese Mücken nutzen auch kleinste Wasseransammlungen in Untertöpfen von Blumen, in Büchsen, Flaschen, Plastikflaschen, Tetrapacks und Autoreifen in vermüllten Städten und vermehren sich auch in verschmutztem Wasser. Sie sind sozusagen "Zivilisationsfolger", deren Verbreitungsgebiet sich dank Klimawandel, Urbanisierung und intensivem Reisebetrieb rasch, bis in die gemäßigten Klimazonen verbreitet.
Insgesamt waren 20914 Verdachtsfälle registriert worden, 174 entwickelten die schwere hämorrhagische Verlaufsform und 6 Patienten kamen dadurch zu Tode (zuletzt 04.11.2009).
Schwerpunkt der Epidemie
war die Hauptstadt Praia auf Santiago mit der höchsten Fallzahl, während das kleinere São Filipe auf Fogo die höchste Inzidenz (Zahl der Neuerkrankungen / 1000 Einwohner) auswies. Insgesamt bildeten die südlichen Inseln Santiago, Fogo und Maio den Schwerpunkt der Verbreitung. Von Brava und den nördlichen Inseln Sal, Boa Vista und São Nicolau wurden wenige importierte und nur einzelne autochthone Fälle (durch Übertragung auf der Insel selbst) mitgeteilt. São Vicente und Santo Antão blieben vollkommen frei von autochthonen Fällen.
November 2023: Neue autochtone Fälle in Praia und auf Fogo bestätigt
Von sechs Verdachtsfällen aus verschiedenen Vierteln der Hauptstadt Praia, identifiziert durch das UHAN Universitätshospital Agostinho Neto, wurden zwei Fälle von Ângela Gomes, Nationaldirektorin der Gesundheitsdiente am 09 11 2023 bestätigt.
Aus 45 Verdachtsfällen auf der Insel Fogo hat die Distriktsärztin 6 Fälle von Dengue bestätigt am 22 11 2023..
Intensive Moskito Kontrollmassnahmen haben begonnen..
Sommer 2024: Ausbruch vorwiegend auf den südlichen Inseln (Sotavento).
Die Regenzeit begann in diesem Sommer relativ spät, brachte aber gute Regenfälle mit geringen Zerstörungen. Bis Ende September 2024 wurden fast 5000 laborbestätigte Fälle von Dengue-Fieber registriert. Die geografische Verteilung gleicht früheren Ausbrüchen von stechmückenübertragenen Infektionen auf den Kapverden. Der am stärksten betroffene Bezirk ist die Hauptstadt Praia mit rund 4000 bestätigten Fällen. Die Inseln Fogo, Brava und Maio sind ebenfalls betroffen, während auf den Inseln der Nordgruppe (Barlavento) bisher nur einzelne Fälle registriert wurden. Derzeit finden sich keine schweren Fälle hospitalisiert. Bisher sind 2 Todesfälle zu beklagen.
Am 03 10 2024 hat die Regierung den Notstand erklärt, nachdem die Gesamtzahl der bestätigten Fälle auf über 9000 angestiegen ist. Dies erlaubt effektivere Reinigungskampanien in vermüllten Stadtvierteln und Anwendung von Insektiziden auch im Wohnbereich.
Einschätzung:
Dengue vom Serotyp-3 und Serotyp-1 ist zurück in der Haupstadt Praia (Insel Santiago), auf Fogo, Brava und Maio.
(Stand der Information 02.11..2024)
EMPFEHLUNGEN:
- Moskito-Stiche verhindern
- Beseitigung des Mülls aus dem Wohnumfeld
- Mindestens wöchentliches Wechseln aller stehenden Wasseransammlungen im und beim Haushalt (Blumenvasen, Spülkästen und Syphons von Ausguss, Duschen und und Toiletten, Giesskannen, Putzeimer, Dachrinnen etc.)
- helle, Arme und Beine bedeckende Hosen und langärmlige Blusen, Hemden, Socken.
- Moskitonetze nutzen, evtl. Moskitospiralen, Air Condition
- Repellentien lückenlos anwenden
- Als Schmerz- und fiebersenkendes Mitter nur Paracetamol verwenden, keinesfalls ASS (Aspirin®, Aspin®)
Was ist was? Vereinfachte praktische Hinweise
Repellentien deutsch: Vergrämungsmittel
Stoffe, die geeignet sind, Organismen (z.B. Stechmücken, Flöhe, Zecken) durch ihren Geruch zu vertreiben und so vom Biss oder Stich abzuhalten.
In Cabo Verde in Apotheken erhältliches Repellentien sind mit einer Rollkugel ausgestatten wie bei Deos üblich.
Repellentien, auf die unbedeckte Haut, auf die Hutkrempe, Hosensaum und Manschetten aufgetragen wirken für 2-8 Stunden. Die Wirkdauer entnehmen Sie dem Beipackzettel.
Wirkstoff: DEET
Moskitonetz
Feines, dicht zu schliessendes Netz über dem Bett, um Steckmücken abzuhalten. Eine Imprägnierung mit einem nebenwirkungsarmen natülichen Insektizid tötet die Mücken.
Das Netz wird, solange das Bett nicht benutzt wird, geschlossen. Vor dem zu Bett gehen das Netz öffnen und rundum unter die Matratze stecken, so dass ein völlig mückendicht geschlossener Raum entsteht. Imprägnierte Bettnetze sind eines der besonders erfolgreichen Elemente der WHO Strategie zur Bekämpfung der Malaria.
Moskitofisch Gambusia affinis
Die bis zu 7 cm grosse lebendgebärende Süßwasser- Zahnkarpfen
sind mit den Guppys verwandt. Sie ertragen die widrigsten Lebensbedingungen und fressen mit Vorliebe Mückenlarven.
In Wassertanks, Teiche und Naturschwimmbecken eingesetzt, halten sie diese larvenfrei. Ein probates Mittel für Landwirtschaftbetriebe, Ferienwohnungen, -häuser und Grünanlagen.
Vektor
Geschieht die Übertragung des Krankheits-Erregers von den bereits Infizierten (Tieren oder Menschen = Reservoir) zum Wirt durch ein Tier, zB eine Mücke, dann ist dieses Tier der Vektor. Von besonderer Bedeutung sind Stechmücken. Die Parasiten (zB. Malaria) oder Viren (zB. Dengue) vermehren sich sowohl in der Mücke als auch im Menschen, so dass das Vorhandensein des Vektors in einem für seine Vermehrung geeigneten Umfeld (Wasseransammlungen, Temperatur, Feuchte) Voraussetzung der Übertragung ist.
Die Bekämpfung von Stechmücken-Vektoren erfolgt sowohl im Larvenstadium
im Wasser als auch gegen die fliegenden Mücken.
Stegomyia nach alter Nomenklatur Aedes
Tag- und dort, wo künstliche Beleuchtung hinreicht, auch nachtaktive Stechmücken, die
Zika-Virus, Dengue-Fieber, Chikungunya, West-Nile-Fever, Gelbfieber u.a.m. übertragen können.
Das Vorkommen ist
auf subtropische und tropische Regionen beschränkt auf Höhen bis 2000m.
Infizierten Mücken geben Viren an ihre Eier weiter, aus denen nach mehr als einem Jahr noch infizierte Larven / Mücken enstehen.
Die Larven leben in kleinsten Wasseransammlungen, Untertöpfen, in Flaschen- und Plastikflaschen, in leeren Büchsen, Tetrapacks und Reifen, im Spülkasten nicht benutzter Toiletten - um nur einige Beispiele zu nennen, und sind anspruchslos bezüglich der Wasserreinheit und -qualität.
Sie
fliegen nicht weit, so dass in aller Regel die Mücken, von denen man gestochen wird, aus der eigenen Wohnung oder umittelbaren Nachbarschaft kommen.
Beim Stich injiziert die weibliche Mücke eine schmerzhemmende Substanz, so dass die Belästigung durch die Stiche gering ist oder diese nicht wahrgenommen werden.
Vermüllte Vorstädte sind besonders betroffen und die
Beseitigung des Mülls in der Landschaft und das mindestens wöchentliche
Wechseln aller stehenden Wasseransammlungen im und beim Haushalt (Blumenvasen, Spülkästen und Syphons von Ausguss, Duschen und und Toiletten, Giesskannen, Putzeimer, Dachrinnen etc.) die wichtigste Maßnahme zur Bekämpfung der Mücken sind.
In Cabo Verde ist die Stegomyia aegypti, seit Jahrunderten heimisch, während die Stegomyia albopictus sog. asiatische Tigermücke bisher nicht auftritt.
Anopheles gambiae
Dämmerungs- und nachtaktive Stechmücken, die Malaria übertragen können. Das Vorkommen ist nicht auf tropische Regionen beschränkt, sondern auch in gemäßigtem Klima entstehen im Sommer starke Populationen, die in früheren Jahrhunderten Malaria-Epidemien im Rheintalgraben, in Kanada und bis nach Lappland verursacht haben. Die
Anophelen in Cabo Verde sind vorwiegend zoophil, was bedeutet, dass sie mit Vorliebe Haustiere stechen und nur ausnahmweise Menschen. Da sich die Mücken bei einem Menschen infizieren müssen, um die Krankheit später an einen anderen Menschen weiterzugeben, erklärt dies, weshalb nur wenige Fälle auftreten, auch wenn die Mückenpopulation nach dem Regen deutlich zunehmen sollte.
Epidemie
Ausbreitung einer Infektionskrankheit in räumlich und zeitlich unerwarteter Häufigkeit. Infektionskrankheiten breiten sich in Bevölkerungen aus, solange im Durchschnitt jeder Infizierte mehr als ein weiteres Individuum infiziert.
Gelingt es, die Übertragungen zu vermindern, beispielsweise durch Behandlung und Isolierung der Infizierten / Erkrankten, durch Barrieren (Repellents und Netze) durch Bekämpfung übertragender Mücken, durch Massenimpfungen oder schlicht dadurch, dass nahezu die gesamte Bevölkerung die Krankheit durchlaufen hat und dies vor erneuter Erkrankung schützt, dann endet die Epidemie.
Immunität
Das Individuum kann durch die durchlaufene Krankheit für die Krankheit unempfänglich werden und nicht erneut erkranken.Viele Viruserkrankungen lassen eine bleibende Immunität zurück, so auch Gelbfieber, Dengue und Zika-Virus.
Ruft die Infektion keine Krankheitssymptome hervor und bewirkt dennoch den Schutz vor erneuter Erkrankung, spricht man von stiller Feiung.
Immunisierung
Das Individuum erhält einen Impfstoff, der es für die Krankheit unempfänglch werden lässt. Bei der aktiven Immunisierung werden lebende oder abgetötete Erreger(bestandteile) verabreicht, auf die der Körper reagiert und eine mehr oder wenig dauerhafte Immunität aufbaut.
Bei der passiven Immunisierung werden von anderen Menschen oder Tieren produzierte Stoffe (Immunglobuline / Antitoxine) an das zu schützende Individuum verabreicht, wodurch dieses sofort aber nicht dauerhaft vor der Erkrankung geschützt ist.
Gegen Gelbfieber gibt es seit Jahrzehnten eine sehr gut verträgliche Impfung, gegen Dengue ist seit kurzer Zeit ein Impfstoff verfügbar, gegen Malaria sind Impfstoffe in Entwicklung, gegen Zika-Virus wird die Entwicklung eines Impfstoffs dank des von der WHO ausgerufenen globalen Gesundheitsnotstands erstmals finanzierbar.
- Eine in Europa zugelassene Impfung ist seit 2022 verfügbar.
- Im Falle einer sich ausbreitenden Epidemie können sich Reisende an die Impfstellen der Tropeninstitute wenden.
- Für Reisende, die zuvor bereits mit Dengueviren infiziert waren, ist dies von höherer Bedeutung.
Alle Angaben nach bestem Wissen und Gewissen, doch ohne Gewähr.
Für individuelle Empfehlungen kontaktieren Sie Ihren Arzt!