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Lucete Fortes

Zika-Virus

in Cabo Verde


Zika-Fieber Ausbruch auf den südlichen kapverdischen Inseln
keine Fälle seit Juni 2016

von Dr. Pitt Reitmaier Tropenarzt
Anfang November 2015 wurden erstmals Zika-Virus Infektionen auf den Kapverden labormedizinisch nachgewiesen. (Institut Pasteur / Dakar)
In der Hauptstadt Praia waren seit September 2015 gehäuft fieberhafte Erkrankungen aufgetreten (ca 1000 Fälle), mit Hautausschlag, Gelenkschmerzen, nicht-eitriger Konjunktivitis, Muskel- und Kopfschmerzen, Schmerzen hinter den Augen und Erbrechen, die denen des Dengue-Fiebers ähneln und durch eine Zika-Virus Infektion erklärt werden können. Die gesicherten autochthonen Fälle stammen aus dem Stadtgebiet von Praia.
Die Krankheit gilt als gutartig und heilt spontan in etwa einer Woche aus. Todesfälle und schwerwiegende Komplikationen sind extrem selten. Die meisten Infektionen verlaufen ohne oder mit so geringer Symptomatik, dass die Betroffenen die Gesundheitsdienste nicht aufsuchen. So ist die Zahl der Infektionen etwa 5 mal höher als die der in den Diensten beobachteten Fälle.
Eine spezifische Therapie oder Impfung sind nicht bekannt.
Zika gehört zu den durch Klimaerwärmung, intensiven Reisebetrieb und vermülltes städtisches Wohnumfeld begünstigten "emerging diseases", die bis in die gemäßigten Klimazonen rasch fortschreiten. In Miami / Florida / USA sind im Sommer 2016 die ersten autochtonen Übertragungen in erheblichem Umfang beobachtet worden. In verschiedenen Ländern mit gemäßigtem Klima ist aus dem nachgewiesenen Überwintern der Asatischen Tigermücke stegomyia albipictus zu schliessen, dass diese in ihrer Anpassung an kühlere Klimazonen rasch fortschreitet.
Zika hat 2014/15/16 eine Epidemie in Brasilien verursacht und auch in Nordamerika und Europa sind importierte Fälle nachgewiesen. Das Gesundheitsministerium von Brasilien hat Ende 2015 einen Zusammenhang zwischen Zika-Fieber und dem gehäuften Auftreten von Mikrozephalie bei Neugeborenen postuliert. Beweise für einen kausalen Zusammenhang liegen nach wie vor nicht vor, da zum einen andere häufige Erkrankungen der Mutter zu Mikrocephalie führen, bei vorangegangenen Zika-Epidemien in anderen Ländern Fälle von Mikrozephalie nicht mit ähnlicher Aufmerksamkeit erfasst wurden. Doch die Indizien verdichten sich und es ist angezeigt, den endgültigen Nachweis der Kausalität nicht abzuwarten, sondern Frauen, die schwanger sind oder es werden könnten während eines Zika-Ausbruchs Möglichkeiten zur Prävention aufzuzeigen.
Am 22 01 2016 haben die USA unter dem Eindruck eines autochthonen Falls eines Zika-positiven Neugeborenen mit Mikrozephalie in Hawaii die vorläufige Reiseempfehlung für Schwangere herausgegeben, Zika-Infektionsgebiete zu meiden und hierbei auch Cabo Verde ohne Unterscheidung in betroffene und nicht betroffene Inseln aufgelistet. Das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland und die einschlägigen reisemedizinischen Ratgeber deutscher Sprache haben im Mai 2016 ein Merkblatt zu den Risiken durch Zika-Virus herausgegeben.

Die besondere Bedeutung des Zika-Virose-Ausbruchs

auf den Kapverden liegt darin, dass Zika-Viren durch die gleichen Stechmücken Stegomyia (früher aedes genannt) übertragen werden, die auch Dengue, Chikungunya, West Nile Fever und Gelbfieber übertragen. Wo Zika-Viren übertragen werden, können auch die anderen genannten Krankheiten übertragen werden. Diese Mücken nutzen auch kleinste Wasseransammlungen in Untertöpfen von Blumen, in Büchsen, Flaschen, Plastikflaschen, Tetrapacks und Autoreifen in vermüllten Städten und vermehren sich auch in verschmutztem Wasser. Sie sind sozusagen "Zivilisationsfolger", so man diese wenig angepassten Formen des Konsumismus mit dem Begriff Zivilisation oder gar Kultur belegen möchte.
Neben der Übertragung durch Stechmücken werden in der Literatur eine winzige Zahl von Übertragungen beim ungeschützten Geschlechtsverkehr berichtet.

Schwerpunkt der Epidemie

war die Hauptstadt Praia mit >80% der Fälle der Insel Santiago. Auf den Inseln Santiago, Maio und Fogo hatte sich bis Anfang Dezember die Zahl der klinisch diagnostizierte Fälle auf rund 5000 erhöht. Seit Mitte Dezember war der Höhepunkt der Epidemie auf Santiago bereits überschritten. Die Neuerkrankungen pro Tag nahmen ab.
Aus Fogo wurde am 16 12 2015 noch eine konstante Zahl neuer Fälle von ca 25 / Tag berichtet, auch hier mit klarem Schwerpunkt in der Stadt São Filipe..

Am 30 01 2016 berichtete die leitende Ärztin der Gesundheitsdienste von Boa Vista, dass im Ort Rabil auf Boa Vista 190 Fälle von Erkrankungen beobachtet wurden, die klinisch durch eine Zika-Virus Infektion erklärt werden können .

Verlauf

Ende Januar war der Höhepunkt der Epidemie deutlich überschritten und mit der jahreszeitlich bedingten Trockenheit stand bereits zu erwarten, dass die Epidemie im März - April 2016 ausläuft und danach nur ganz vereinzelte Fälle zu beobachten sein würden. Fogo war mit wenigen Fällen pro Woche der Nachzügler, während Maio und Boa Vista schon Ende Februar keine Fälle mehr beobachteten. Ab Juni 2016 wurden landesweit keine Fälle mehr beobachtet.
Von den etwa 140 Frauen, die während der Schwangerschaft an Zika erkrankt und besonders beobachtet wurden, wurden drei Kinder mit Mikrozephalie geboren, zwei in Cabo Verde und eines in den USA. Die serologische Untersuchung belegt einen Zusammenhang zwischen durchgemachter Zika-Infektion der Mütter mit dem Krankheitsbild ihrer Kinder.

Die wichtigsten Fakten:

  • Im September 2015 traten die ersten Verdachtsfälle auf.
  • Wie auf einem subtropisch ariden Archipel zu erwarten, betraf die Zika-Virus Epidemie 2015/16 nur einen Teil der Inseln.
  • Ausgangsort und Schwerpunkt war die Hauptstadt Praia (>120000 Ew.) auf Santiago.
  • Sekundäre Zentren autochthoner Übertragung waren die südlichen Inseln Maio und Fogo und für kurze Zeit Rabil auf Boa Vista .
  • Die nördlichen Inseln haben nur importierte Fälle in geringer Zahl beobachtet, keine autochthonen Übertragungen.
  • Diese geographische Verteilung entspricht dem Bild, wie es während des Dengue-Ausbruchs 2009 gefunden wurde.
    Auch damals waren Sal, São Nicolau, São Vicente und Santo Antão nur minimal oder garnicht betroffen.
  • Die Epidemie in Cabo Verde wurde durch den gleichen Virus-Stamm verursacht, der in Brasilien 2014/15 beobachtet wurde.
  • Seit Juni 2016 wurden landesweit keine neuen Zika - Fälle beobachtet (Stand der Information: 10. November 2023).

EMPFEHLUNGEN:
- Moskito-Stiche verhindern

  • helle, Arme und Beine bedeckende Hosen und langärmlige Blusen, Hemden, Socken.
  • Moskitonetze nutzen, evtl. Moskitospiralen, Air Condition
  • Repellents lückenlos anwenden
  • Beseitigung des Mülls aus dem Wohnumfeld
  • Mindestens wöchentliches Wechseln aller stehenden Wasseransammlungen im und beim Haushalt (Blumenvasen, Spülkästen und Syphons von Ausguss, Duschen und und Toiletten, Giesskannen, Putzeimer, Dachrinnen etc.)

- im Falle einer evtl. durch Zika verursachten fieberhaften Erkrankung:

  • Paracetamol, keine anderen fiebersenkenden Schmerzmittel insbesondere kein ASS = Acetylsalicylsäure = Aspirin® und kein Ibuprofen® einnehmen.

- für Schwangere:

  • Ausweichen auf Regionen ohne autochthone Übertragung des Virus
  • Verschieben der Reise auf die Zeit nach der Schwangerschaft
  • falls die Reise unaufschiebbar ist, lückenloses Vermeiden von Moskito-Stichen.
  • mit Partnern, die ein Zika-Infektionsgebiet bereist haben, Verwendung von Kondomen bis zum Ende der Schwangerschaft.

- für Paare mit Kinderwunsch:

  • Ausweichen auf Regionen ohne autochthone Übertragung des Virus
  • Verschieben des Kinderwunsches auf die Zeit nach der Reise
  • Während des Aufenthalts in einem Zika-Endemiegebieten, sowie 8 Wochen danach, Verwendung von Kondomen.
  • Bei durchlaufener, nachgewiesener Zika-Infektion Verschieben des Kinderwunsches für zwei Jahre.

Was ist was? Vereinfachte praktische Hinweise

Repellent

Repellentien deutsch: Vergrämungsmittel

Stoffe, die geeignet sind, Organismen (z.B. Stechmücken, Flöhe, Zecken) durch ihren Geruch zu vertreiben und so vom Biss oder Stich abzuhalten.
In Cabo Verde in Apotheken erhältliches Repellentien sind mit einer Rollkugel ausgestatten wie bei Deos üblich.
Repellentien, auf die unbedeckte Haut, auf die Hutkrempe, Hosensaum und Manschetten aufgetragen wirken für 2-8 Stunden. Die Wirkdauer entnehmen Sie dem Beipackzettel.
Wirkstoff: DEET
Mosquito Netz

Moskitonetz

Feines, dicht zu schliessendes Netz über dem Bett, um Steckmücken abzuhalten. Eine Imprägnierung mit einem nebenwirkungsarmen natülichen Insektizid tötet die Mücken.

Das Netz wird, solange das Bett nicht benutzt wird, geschlossen. Vor dem zu Bett gehen das Netz öffnen und rundum unter die Matratze stecken, so dass ein völlig mückendicht geschlossener Raum entsteht. Imprägnierte Bettnetze sind eines der besonders erfolgreichen Elemente der WHO Strategie zur Bekämpfung der Malaria.

Gambusia in bottle >

Moskitofisch Gambusia affinis

Die bis zu 7 cm grosse lebendgebärende Süßwasser- Zahnkarpfen sind mit den Guppys verwandt. Sie ertragen die widrigsten Lebensbedingungen und fressen mit Vorliebe Mückenlarven.
In Wassertanks, Teiche und Naturschwimmbecken eingesetzt, halten sie diese larvenfrei. Ein probates Mittel für Landwirtschaftbetriebe, Ferienwohnungen, -häuser und Grünanlagen.

Vektor

Geschieht die Übertragung des Krankheits-Erregers von den bereits Infizierten (Tieren oder Menschen = Reservoir) zum Wirt durch ein Tier, zB eine Mücke, dann ist dieses Tier der Vektor. Von besonderer Bedeutung sind Stechmücken. Die Parasiten (zB. Malaria) oder Viren (zB. Dengue) vermehren sich sowohl in der Mücke als auch im Menschen, so dass das Vorhandensein des Vektors in einem für seine Vermehrung geeigneten Umfeld (Wasseransammlungen, Temperatur, Feuchte) Voraussetzung der Übertragung ist.
Die Bekämpfung von Stechmücken-Vektoren erfolgt sowohl im Larvenstadium im Wasser als auch gegen die fliegenden Mücken.

Stegomyia aegypti  Foto: Wikipedia Contributors

Stegomyia nach alter Nomenklatur Aedes

Tag- und dort, wo künstliche Beleuchtung hinreicht, auch nachtaktive Stechmücken, die Zika-Virus, Dengue-Fieber, Chikungunya, West-Nile-Fever, Gelbfieber u.a.m. übertragen können.
Das Vorkommen ist auf subtropische und tropische Regionen beschränkt auf Höhen bis 2000m.
Infizierten Mücken geben Viren an ihre Eier weiter, aus denen nach mehr als einem Jahr noch infizierte Larven / Mücken enstehen.
Die Larven leben in kleinsten Wasseransammlungen, Untertöpfen, in Flaschen- und Plastikflaschen, in leeren Büchsen, Tetrapacks und Reifen, im Spülkasten nicht benutzter Toiletten - um nur einige Beispiele zu nennen, und sind anspruchslos bezüglich der Wasserreinheit und -qualität.
Sie fliegen nicht weit, so dass in aller Regel die Mücken, von denen man gestochen wird, aus der eigenen Wohnung oder umittelbaren Nachbarschaft kommen.
Beim Stich injiziert die weibliche Mücke eine schmerzhemmende Substanz, so dass die Belästigung durch die Stiche gering ist oder diese nicht wahrgenommen werden.
Vermüllte Vorstädte sind besonders betroffen und die Beseitigung des Mülls in der Landschaft und das mindestens wöchentliche Wechseln aller stehenden Wasseransammlungen im und beim Haushalt (Blumenvasen, Spülkästen und Syphons von Ausguss, Duschen und und Toiletten, Giesskannen, Putzeimer, Dachrinnen etc.) die wichtigste Maßnahme zur Bekämpfung der Mücken sind.
In Cabo Verde ist die Stegomyia aegypti, seit Jahrunderten heimisch, während die Stegomyia albopictus sog. asiatische Tigermücke bisher nicht auftritt.

 

Anopheles gambiae Foto: Wikipedia contributors

Anopheles gambiae

Dämmerungs- und nachtaktive Stechmücken, die Malaria übertragen können. Das Vorkommen ist nicht auf tropische Regionen beschränkt, sondern auch in gemäßigtem Klima entstehen im Sommer starke Populationen, die in früheren Jahrhunderten Malaria-Epidemien im Rheintalgraben, in Kanada und bis nach Lappland verursacht haben. Die Anophelen in Cabo Verde sind vorwiegend zoophil, was bedeutet, dass sie mit Vorliebe Haustiere stechen und nur ausnahmweise Menschen. Da sich die Mücken bei einem Menschen infizieren müssen, um die Krankheit später an einen anderen Menschen weiterzugeben, erklärt dies, weshalb nur wenige Fälle auftreten, auch wenn die Mückenpopulation nach dem Regen deutlich zunehmen sollte.

 

Epidemie

Ausbreitung einer Infektionskrankheit in räumlich und zeitlich unerwarteter Häufigkeit. Infektionskrankheiten breiten sich in Bevölkerungen aus, solange im Durchschnitt jeder Infizierte mehr als ein weiteres Individuum infiziert.
Gelingt es, die Übertragungen zu vermindern, beispielsweise durch Behandlung und Isolierung der Infizierten / Erkrankten, durch Barrieren (Repellents und Netze) durch Bekämpfung übertragender Mücken, durch Massenimpfungen oder schlicht dadurch, dass nahezu die gesamte Bevölkerung die Krankheit durchlaufen hat und dies vor erneuter Erkrankung schützt, dann endet die Epidemie.

Immunität

Das Individuum kann durch die durchlaufene Krankheit für die Krankheit unempfänglich werden und nicht erneut erkranken.Viele Viruserkrankungen lassen eine bleibende Immunität zurück, so auch Gelbfieber, Dengue und Zika-Virus.
Ruft die Infektion keine Krankheitssymptome hervor und bewirkt dennoch den Schutz vor erneuter Erkrankung, spricht man von stiller Feiung.

 

Immunisierung

Das Individuum erhält einen Impfstoff, der es für die Krankheit unempfänglch werden lässt. Bei der aktiven Immunisierung werden lebende oder abgetötete Erreger(bestandteile) verabreicht, auf die der Körper reagiert und eine mehr oder wenig dauerhafte Immunität aufbaut.

Bei der passiven Immunisierung werden von anderen Menschen oder Tieren produzierte Stoffe (Immunglobuline / Antitoxine) an das zu schützende Individuum verabreicht, wodurch dieses sofort aber nicht dauerhaft vor der Erkrankung geschützt ist.

Gegen Gelbfieber gibt es seit Jahrzehnten eine sehr gut verträgliche Impfung, gegen Dengue ist seit kurzer Zeit ein Impfstoff verfügbar, gegen Malaria sind Impfstoffe in Entwicklung, gegen Zika-Virus wird die Entwicklung eines Impfstoffs dank des von der WHO ausgerufenen globalen Gesundheitsnotstands erstmals finanzierbar.

Alle Angaben nach bestem Wissen und Gewissen, doch ohne Gewähr.
Für individuelle Empfehlungen kontaktieren Sie Ihren Arzt!

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updated: 13.11.23
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